zur Erinnerung

Abschied ist ein leises Wort

Stückrath, Lutz

Uhlig, Manfred

Draehn, Heinz

Hahnemann, Helga

Krause, Winfried

Hart, Jürgen


Winfried Krause * 26. April 1939 in Zittau, Sachsen;
† 08. März 2019 in Essen
( 79 Jahre )
war ein deutscher Komiker oberlausitzisch-sächsischer Mundart.

Als "Oberkellner" hat er den Mächtigen der DDR einst kräftig eingeschenkt und dafür Auftrittsverbote kassiert. Doch seinen Abgang von der Bühne bestimmte er selber.

Am 26. April 1939 wurde Winfried Krause in Zittau geboren. Und von seiner Heimatstadt aus eroberte er die Bühnen der DDR. Eigentlich war er Elektroingenieur. "Ich habe auch gerne als Elektromonteur und später als Techniker im Textilmaschinenbau und bei Robur gearbeitet", sagte er mal, "aber dann hat mich meine komödiantische Neigung auf die Bühne gezogen." Das war erstmals am 1. Dezember 1960 im Kreiskulturhaus Zittau.

Nach seinem Abschluss als Elektro-Ingenieur 1967 feierte er seinen ersten großen Erfolg als Humorist 1970 in der Fernsehsendung Herzklopfen kostenlos, nachdem er von Heinz Quermann entdeckt worden war. Zuvor (in den Jahren 1967 und 1969) wurden ihm bereits für mehrere Monate Auftrittsverbote wegen seiner kritischen Inhalte erteilt.

1975 erhielt er die in der DDR notwendige offizielle Zulassung und Einstufung zum Berufskünstler; also die Erlaubnis, hauptberuflich Humorist zu sein. Von 1971 bis 1990 war er regelmäßig in der Samstag-Abend-Show Da liegt Musike drin und der Weihnachtsrevue "Zwischen Frühstück und Gänsebraten" des Deutschen Fernsehfunks zu sehen, nach der Wende moderierte er unter anderem beim MDR den Langen Samstag.

Winfried Krause schrieb Texte für Fernsehen und Rundfunk, hauptsächlich für sich und seine Sketchpartner, unter anderen Horst Feuerstein, Margot Ebert, Reiner Süß und Eberhard Cohrs.

Wer sich auf einer Bühne in der DDR das System veralbern wollte, brauchte vor allem eines: Doppeldeutigen Humor. Den und einen spitzbübischen Blick brachte Winfried Krause in Perfektion mit. In seiner Rolle als Oberkellner prägte der Humorist einst den unvergessenen Satz "Sie denken wohl, wir haben in der DDR keine großen Flaschen" - unangreifbar, aber freilich wusste jeder was gemeint war.

Bei den Bürgern kam sein Humor an. Bei den Mächtigen weniger. 1969 kassierte er ein Auftrittsverbot. Sein "Repertoire widerspricht völlig unseren künstlerischen und kulturpolitischen Prinzipien", ließ ihn der Rat des Kreises Zittau damals wissen. Schuld daran waren Sketche wie "Baby". Darin erzählte Krause von einer Konstruktionsabteilung, in der plötzlich ein Baby auftauchte.

Ein hinzugezogener Untersuchungsrichter kam in dem Sketch zu dem Schluss, das Baby könne unmöglich in der Konstruktionsabteilung entstanden sein. Denn in der Abteilung sei noch nie etwas mit Liebe gemacht worden, nie habe etwas mit Hand und Fuß die Abteilung verlassen und nie sei etwas nach neun Monaten fertig geworden.

Winfried Krause bei seinem letzten Auftritt mit Wolfgang Lippert (r.).
© SZ

Winfried Krause rempelte oft an. Dass ihn die Kulturbürokratie nicht endgültig abservierte, verdankte er der Hilfe seines Freundes O. F. Weidling. "Die freiberufliche Arbeit in der DDR hat mir viel Spaß gemacht. Mit festem Ensemble und eigenem Programm bin ich in meiner Lieblingsrolle als Oberkellner durch die Republik gereist", erinnerte sich Winfried Krause im letzten Jahr gegenüber SZ. Er spielte vor vollen Häusern in Halle, Dresden oder Karl-Marx-Stadt. Von 1980 bis 1984 tourte er mit seinem Programm "In der Stimmungsklause" durch die DDR, von 1985 bis 1989 mit seiner Revue "Immer dieser Krause". Auch im Fernsehen war Winfried Krause präsent. So trat er von 1971 bis 1990 regelmäßig in der Samstagabend-Show "Da liegt Musike drin" auf.

Nach der Wende 1989 machte Winfried Krause einen deutlichen Schnitt in seinem Leben - auch seiner Frau zuliebe. Die Rheinländerin hatte sich nämlich einst für ihn - und damit für die DDR - entschieden. Nun ging's zurück in ihre Heimat. "Wir sind noch 1989 in ihr Elternhaus ins rheinische Hilden gezogen", sagt er im letzten Jahr der SZ. Dort entdeckte Winfried Krause ein neues Talent: Er wurde erfolgreicher Büttenredner im rheinischen Karneval.

Auch im Osten trat er hin und wieder auf, bei Firmenfeiern oder Ortsfesten. Aber er war des Reisens müde geworden. "Außer der Zeit vor dem Publikum bestanden meine Reisetage meist aus Einsamkeit. Ich habe deshalb immer häufiger Angebote abgelehnt und immer gedacht: Nach der nächsten schönen Veranstaltung hörst du auf", erinnerte er sich gegenüber SZ an diese Zeit.

Am 1. Oktober 2008 trat er noch mal als Oberkellner auf die Bühne der ausverkauften Stadthalle Chemnitz. "Nach dem großen Finale verließ ich ohne Abschiedszeremonie die Bühne und habe seitdem nie wieder eine betreten", sagte er.

Winfried Krause starb am 8. März 2019 im St. Josef Krankenhaus in Essen-Werden. Er wurde 79 Jahre alt.


Quelle: Sächsische Zeitung


© infos-sachsen / letzte Änderung: - 17.07.2023 - 09:04